Susanne Laeseke
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Susanne Laeseke: Fibo, der kleine Elefant
Draußen war es noch
dunkel, nur der Schein der Laternen erhellte den kleinen Zoo an der
Friedrichstraße. Die meisten Tiere schliefen noch, nur im Elefantengehege gab es
jemanden der schon auf den Beinen war. Fibo der
kleine niedliche Elefant.
Er hatte beschlossen
heute den Zoo zu verlassen, weil ihn niemand von den anderen Elefanten mochte,
alle hackten sie nur auf ihm herum weil er so klein war und weil vor allem seine
Ohren nicht wachsen wollten.
Fibo hatte sich ein paar
Möhren und einen Kohlkopf in die Backentaschen geschoben und schlich nun leise
davon.
Wie man den Riegel am
Tor öffnen konnte, wusste er schon lange, hatte er doch immer wieder
zugeschaut, wie Max, der Elefantenpfleger das Tor auf und zu machte.
Langsam, damit ihn
niemand hörte, schob er seinen Rüssel an den Riegel und drückte diesen
herunter, leise machte es „klick“ und das Tor sprang auf.
„Nun aber schnell hier
raus, damit die anderen nichts bemerkten“, dachte Fibo.
Er schaute sich noch
einmal um und marschierte dann mit hängendem Kopf los.
„Warum nur mögen sie
mich nicht, was ist denn so anders ...an mir?“, dachte Fibo,
während er weiter trottete.
Fibo überlegte und
überlegte, dabei bemerkte er nicht, dass er sich anstatt in Richtung Ausgang in
die andere Richtung begeben hatte, mitten in den Zoo.
Er schreckte erst hoch,
als er ein Fauchen neben sich bemerkte. Es war Karla, die Tigerin die ihren
Kopf jetzt nah an das Gitter drückte und Fibo fragte,
wohin er denn schon so früh am Morgen wolle.
Fibo erklärte ihr: „Ich
gehe fort, keiner der anderen Elefanten mag mich, alle lästern nur, ich sei ja
so klein und meine Haut hätte so eine komische Farbe, auch über meine Ohren
ziehen sie her, weil sie kleiner sind als ihre. Alle sagen ich sei überhaupt
kein richtiger Elefant. Also gehe ich fort.“
Karla fing an zu lachen
und meinte: “Naja, deine Ohren sehen wirklich komisch aus, aber sag, wo willst
du denn jetzt hin?“
„Ich weiß es nicht,
aber hier bleiben werde ich nicht, das weiß ich ganz genau“, dann senkte er den
Kopf wieder, wünschte der alten Tigerin einen schönen Tag und trottete weiter.
Nach einigen Metern
hörte er ein Schnattern und ein Gackern. Er hob den Kopf und sah die Pinguine,
die alle in einer Reihe auf ihrem Eisberg saßen und beim Schnattern zu ihm
herüber schauten.
Einer fragte Fibo: „Wohin des Weges und das so früh, Fibo?“
Auch hier erzählte Fibo warum er sich entschlossen hatte die anderen Elefanten
zu verlassen.
Die Pinguine schauten
sich gegenseitig an, lachten laut und fingen an mit ihren Flügelflossen wild zu
schlagen.
Fibo senkte wieder seinen
Kopf, murmelte ein „Wiedersehen“ und machte sich auf seinen weiteren Weg. Er
überlegte, warum auch die Pinguine lachten und fragte sich, ob er denn wirklich
so komisch aussehen würde?
Bei seinem Marsch kam
er bei den Gnus, den Giraffen, dem Nashorn und bei den Affen vorbei.
Überall wo man ihn
fragte, was er denn so alleine, zu so früher Stunde im Zoo machen würde,
erzählte Fibo seine Geschichte. Aber niemand hörte
ihm wirklich richtig zu und vor allem verstand niemand seinen Kummer.
Der kleine Elefant
wurde immer trauriger, dicke Tränen kullerten über sein Gesicht, auf seine
kleinen Stosszähne und dann auf den Boden.
Fibo bemerkte es nicht. Er
war einfach nur noch traurig und verstand die Welt nicht mehr.
Plötzlich hörte Fibo ein Brüllen neben sich, er erschrak fürchterlich und
blieb ruckartig stehen, wobei er vor Schreck sein Maul öffnete. Die Möhren und
der Kohlkopf die Fibo als Proviant mit genommen
hatte, purzelten heraus und kullerten über den Boden.
„Mensch Kimba! Musst du mich so erschrecken?“, rief Fibo und trat näher an den Käfig.
Kimba entgegnete: “Du warst
so in Gedanken und sahst so traurig aus, da musste ich einfach brüllen damit du
mich überhaupt bemerkst. Was ist geschehen, warum weinst du und vor allem was
ist mit dem Kohl und den Möhren dort unten auf der Erde?“
So erzählte der kleine
Dickhäuter auch dem alten, mächtigen Löwen seine Geschichte und dass er nun fort
gehe. Weit weg und ganz alleine, weil ihn ja eh niemand mag.
Der alte Löwe hatte
aufmerksam zugehört, langsam streckte er seine Pranke durch das Gitter und
streichelte dem kleinen Fibo, der sich vor ihn
gesetzt hatte, behutsam über seinen immer noch gesenkten Kopf.
„Sei nicht traurig Fibo, denn dazu besteht überhaupt kein Grund... Weißt du es
gibt ganz viele verschiedene Tiere und auch bei den Menschen ist das so ....
Der eine ist Blond der andere hat braune Haare, der eine ist dick und der
andere dünn. Manche Menschen haben sogar eine andere Hautfarbe, weil sie aus
einem anderen Land kommen.
Die Menschen
akzeptieren sich, so wie sind, weil sie dennoch alle etwas gemeinsam haben. Sie
alle sind MENSCHEN.
Genau so ist das bei
euch Elefanten.... Es gibt afrikanischen Elefanten, die haben große Ohren und
ihre Haut ist grau. Es gibt die indischen Elefanten, die haben kleinere Ohren
und bräunliche Haut. Du, mein Kleiner, bist ein indischer Elefant. Mit
kleineren Ohren und bräunlicher Haut
Aber ihr alle seid
ELEFANTEN. Ihr gehört der gleichen Rasse an, nur mit dem Unterschied in einem
anderen Land geboren zu sein.“
„Deine Freunde scheinen
nicht gerade sehr schlau zu sein, denn nur weil du kleinere Ohren hast, ist das
doch kein Grund über dich herzuziehen. Lauf zu ihnen, erzähle ihnen was ich dir
gesagt habe und du wirst sehen, bald ist die Welt wieder in Ordnung.“
Fibo hatte sehr genau
zugehört, was Kimba, der mächtige Löwe, ihm erzählt hatte. Er hatte inzwischen auch
aufgehört zu schluchzen. Mit seinem Vorderbein putzte er nun unter seinem
Rüssel her, schnäuzte, schaute zu Kimba auf und
sagte:
„Danke Kimba, das habe ich nicht gewusst, sie haben immer gesagt
ich wäre kein richtiger Elefant, deswegen wollten sie auch nicht mit mir
spielen. Und dann heute, bei meinem Marsch durch den Zoo, das Lachen der
anderen Tiere, wenn sie meine Geschichte gehört haben, hat mich noch trauriger
gemacht.“
Kimba lächelte, strich Fibo noch einmal über den Kopf und sagte: „Nun lauf, lauf
zurück mein Junge. Bald öffnet der Zoo seine Tore und die Kinder wären sehr
traurig, wenn der kleine, hübsche Fibo nicht in
seinem Gehege wäre.
Auch die Elefantenmuttis werden sich schon Sorgen machen und sich
fragen, wo du wohl steckst.
Erzähle ihnen was du
erlebt hast. Du wirst sehen – alles wird gut, Fibo.
Du bist ein richtiger
Elefant, aber eben ein Indischer und darauf kannst du Stolz sein.“
Fibo machte sich auf den
Weg zurück zu seinem Gehege, aber dieses mal mit erhobenem Kopf und guter
Dinge!
Er ging wieder an den
Tieren vorbei, einige fragten, was geschehen sei, und Fibo
erzählte ihnen, was Kimba, der alte, schlaue Löwe ihm
gesagt hatte.
Die Tiere nickten nun
zustimmend und wünschten Fibo viel Glück.
Als er an seinem Gehege
angekommen war, hörte er die alte Elefantendame Mali trompeten: „Fibo kommt, Fibo kommt, Fibo wo warst du nur?“
Fibo erzählte allen was los
war, warum er weg gehen wollte und was Kimba ihm
gesagt hatte.
Alle hatten ihm
aufmerksam zugehört, viele junge Elefanten senkten den Kopf und einer nach dem
anderen trat zu Fibo und murmelte:
„Entschuldigung“, oder:
„Das haben wir nicht gewusst.“
Jeder von ihnen reichte
Fibo den Rüssel, was in der Elefantensprache
*Freundschaft* heißt!
Von nun an lebten der
kleine indische Elefant Fibo und seine afrikanischen Kollegen
in Freundschaft miteinander.
Sie spielten und
alberten gemeinsam herum, teilten das Essen und erfreuten die Besucher mit
ihren Faxen.
Fibo stand mittendrin,
nicht mehr Abseits.
Nein, er war ein Teil
der Gemeinschaft geworden.......Ein Freund unter Freunden!
© by Su
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